Kann perfekte Patron-Driven-Acquisition noch partizipativ genannt werden?

Oder extremer ausgedrückt: Würde Truman Burbank die Truman-Show als ein partizipatives Sendungskonzept verstehen? Eher nicht, oder? Denn eine der Grundbedingungen für kollaboratives Arbeiten ist eine offene Kommunikation.

Im Rahmen meiner Masterarbeit, in der es um Co-Design im Bibliothekswesen geht, brachte mich ein Gedanke zur Patron-Driven-Acqusitiation zum Nachdenken:

Kann man dies als Partizipation der Nutzer*innen sehen, wenn es von diesen unbemerkt ausgelöst wird? Gerade bei sehr gelungenen PDA-Lösungen sollen Nutzer*innen ja eigentlich nicht merken, dass das betreffende Medium im Moment der Recherche und Anzeige noch gar nicht im Bestand ist und erst durch den Wunsch die Lizenz erworben wird. (s. Taubert, „Was ihr wollt!“: Nutzungsgesteuerter Einkauf von Medien an der Staatsbibliothek zu Berlin, 2014. https://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/zentrale_Seiten/ueber_uns/pdf/Bibliotheksmagazin/Bibliotheksmagazin_3-2014.pdf)

Kann ich als Nutzer*in also wirklich Akteur*in in der Partizipation sein, wenn ich nichts von ihr weiß?

Meine Gedanken sollte man auf keinen Fall falsch verstehen: Ich möchte keine sinnlose Klickhürden einführen, die man vielleicht vorher durch sehr durchdachtes Customer Journey Mapping eliminiert hat. Es fällt mir einfach schwer, den Grad an Partizipation zu bestimmen, wenn Nutzer*innen nichts von ihrem Glück wissen. Denn, wenn sie gar nichts davon wissen, können sie auch nicht die direkt erkennbaren Vorteile wahrnehmen, wie z.B.:

  • erhöhtes Identifikationspotenzial („Die kaufen das für mich! Ich steuere hier gerade einen Erwerbungsprozess! Ich bin Teil dieser Bibliothek!“)
  • Legitimität der Existenz von Institutionen („Die kaufen das für mich, damit ich hier forschen kann. Die Bibliothek ermöglicht Forschung und ist dadurch wichtig für mich und meine Kolleg*innen!)
  • schnelle Entscheidungen („Früher habe ich einen Erwerbungswunsch übermittelt, der wurde geprüft, dann wurde erworben, eingearbeitet und Wochen später hatte ich Zugriff. Heute ging das mit einem Klick! Sofort verfügbar!“)

Könnte ein kleines Label an den betreffenden Medien dies vielleicht lösen? Das ist kein Klick mehr, aber Nutzer*innen merken, dass sie gerade aktiv steuern.

Hat jemand noch gute Ideen oder hatte bereits ähnlichen Gedanken?

(Abbildung: Von Bundesarchiv, Bild 183-1989-0508-014 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5347184)


Update (24.04.2019, 13:45)

Eine Kollegin ergänzte zu der Liste der dadurch nicht mehr deutlich sichtbaren Vorteile:

  • Bezug zu Ressourcen herstellen („Die Bibliothek braucht Geld, damit Medien erworben werden können. Sie geben mir die Möglichkeit, dieses Geld einzusetzen. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Ressourcen für Bibliotheken erhalten bleiben und zielgerichtet verwendet werden.“)

Ein Gedanke zu “Kann perfekte Patron-Driven-Acquisition noch partizipativ genannt werden?

  1. Martin de la Iglesia schreibt:

    „Könnte ein kleines Label an den betreffenden Medien dies vielleicht lösen?“

    So etwas gibt es quasi schon, oder zumindest das genaue Gegenteil davon, nämlich den Besitzvermerksstempel: Immer wenn ich in einem per Fernleihe ausgeliehenen Buch einen Stempel einer anderen Bibliothek sehe, denke ich mir, wie gut doch der Bestand der dortigen Bibliothek sein muss und wie schlecht der von ‚meiner‘ ist 😉

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