Wie ich mit Wikidata einen (mir) unbekannten Sohn Goethes fand

Viele meiner Geschichten fangen mit „Eigentlich“ an. Eigentlich war mein Ziel, eine Wikidata-Übung konzipieren, um meine Freude über Linked Open Data und SPARQL an andere Menschen weiterzugeben und meine Kenntnisse über Graphen zu erweitern. Dann stieß ich nach langer Zeit mal wieder auf den Wikidata Graph Builder, den ich irgendwie wieder aus dem Fokus verloren hatte.

Und dann die Idee: Ah wäre ja auch mal eine schöne Übung, sehr schnell Stammbäume von Menschen zu erstellen. Wie so häufig war Goethe Ausgangspunkt der ersten Versuche. Kurz überlegt, die Abfrage müsste irgendwie „relative“, „Goethe“ und eine Angabe zur Iteration enthalten. Das passte nicht ganz, es gab nur ein Ergebnis, sehr enttäuschend. Aber was für ein Ergebnis: Peter im Baumgarten. Nie gehört.

peter baumgarten

Ein sehr unbeeindruckender Stammbaum.

Bevor ich meine befreundeten Goetheforscher zu der Person befragte, wollte ich vorher den Wikipediartikel lesen. Denn diese Kollegen wissen wirklich alles über Goethe und ich wollte mich nicht blamieren (habe nie Faust II gelesen).

Jeder sollte den Wikipedia-Artikel zu Peter im Baumgarten lesen. In der nächsten Zeit nervte ich alle Goethe-Kollegen mit meinem Wikipedia-Fund. Der Artikel hat kaum Belege und hat auf der Diskussionsseite ein amüsantes Niveau (Anna Amalia wird als Mutter vermutet). Natürlich könnte ich mit der Hilfe meiner Kollegen den Beitrag verbessern. Aber irgendetwas sträubt sich in mir. Eigentlich will ich, dass dieser Artikel so bleibt und die Existenz von Peter im Baumgarten MEIN Expertenwissen über Goethe ist. Weitere Funfacts über Peter im Baumgarten:

– Mit Goethes Hilfe konnte er sich als Kuperstecher ausbilden lassen. Im Graphikportal gibt es zum Beispiel diesen Kupferstich: https://www.graphikportal.org/document/gpo00293417

– Er hat eine Lavater-Büste mit Tinte angeschmiert und wurde dann von den Jägern erzogen. (Grumach, Ernst; Grumach, Renate: Goethe – Begegnungen und Gespräche ; Bd II., Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1966, S. 72.)

– Ein Jahr im Umkreis Goethes lässt Menschen schneller altern. Oder die Datierung müsste mal überprüft werden.

 

Peter im Baumgarten.jpg

1775: Von Georg Friedrich Schmoll – Selbstgefertigter Scan eines Kupferstiches, Gemeinfrei, Link

Peter im Baumgarten I.jpg

1776: Von Georg Friedrich Schmoll – Selbstgefertigter Scan einer Kupferstichvignette, Gemeinfrei, Link

Es existiert auch Literatur zu Peter im Baumgarten, aber er scheint aus dem Fokus geraten zu sein, vielleicht doch zu unbedeutend. Dennoch – gerade das ungeklärte Verschwinden könnte Stoff für einen Goethe-Regionalkrimi bieten. Aber vielleicht lese ich erstmal Faust II.

 

 

2 Gedanken zu “Wie ich mit Wikidata einen (mir) unbekannten Sohn Goethes fand

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