Eines meiner Lieblingsmuseen überraschte mich mit einer sehr verwirrenden Objektbeschriftung:
Stubben eines Siegelbaumes
Karbon, Norddeutschland
Original im Museum am Schölerberg, Osnabrück
Bei diesem Objekt handelt es sich um den Abguß von einem der größten je geborgenen Stubben eines baumförmigen Bärlappgewächses aus dem Karbon. Besonders charakeristisch sind die gegabelten Wurzelträger, auf denen die von den Wurzeln hinterlassenen Narbenmuster erkennbar sind.
Puh, was soll ich sagen? Ich hatte nicht einmal das Wort Stubben vorher gehört. Wikipedia liefert die Antwort:
Stubben steht weiterhin vom Norddeutschen bis ins Rheinland für: Baumstumpf
Dieses Beispiel zeigt, was Museen manchmal von Besuchern verlangen. Um jemanden für den Abguss eines Baumstumpfes aus dem Karbon zu begeistern und dessen Besonderheit zu vermitteln, braucht es mehr als eine Objektbeschriftung. In diesem Fall glaube ich sogar, dass es unmöglich ist neben den anderen Objekten (DINOSAURIER! MUMIEN!).
Ich kann auch verstehen, dass man in seiner eigenen Begeisterung für Nischenthemen manchmal vergisst, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich jemand für Stubben interessiert. Meine Freunde und Kollegen sind auch manchmal irritiert, wenn ich von meinen „Nischenthemen“ berichte:
- „Excels Zeitrechnung beginnt erst am 01.01.1900„
- „Ich habe ein tolles Buch mit Essays über Software-Engineering aus den 19070ern. Es ist fantastisch! Es wird dein Leben verändern!
- „Kennst du Peter im Baumgarten?„
- „Pierre Denys de Montfort war ein Malakologe und starb einsam und verarmt in Paris. Das wäre mal eine tolle Geschichte für einen Blockbuster!