Nur mal schnell eben Daten visualisieren Teil II

Eine Idee, die in jedem DH-Projekt auftaucht, ist Daten auf einer Karte darzustellen. Warum das nicht immer einfach ist, habe ich mal ganz zu Beginn beschrieben. Da bestand mein Problem vor allem darin, dass Orte vereinheitlicht werden mussten, Referenzen eingefügt usw. Meine heutigen Bedenken betreffen eher die Karte und die Funktion der Visualisierung.

Welche Karte wählt man?

Visualisierungen auf ahistorischen Karten würde niemand von uns heute machen. Sichtbare Autobahnen für die Reisewege Goethes würden uns allen seltsam vorkommen. Der Wunsch ist also, eine zeittypische Karte zu finden. Auch wenn es Rechercheportale für historische Kartensammlungen gibt, wird es schwierig sein, die passende Karte zu finden. Vielleicht wurde die für uns passende Karte nie erstellt, nicht bewahrt, ist nicht zugänglich oder noch nicht digitalisiert. Doch auch die Karten, die vielleicht zu meiner Zeit passen, einen passenden Ausschnitt darstellen, stimmen mich nicht zufrieden. Woran könnte das liegen?

Jede Karte kann als Modell verstanden werden. Es ist also zunächst ein Abbild von etwas aus der Realität, unserer Welt. Es stellt die Welt verkürzt dar. Dies betrifft natürlich den Maßstab (1:1 Karten sind in der Nutzung etwas unhandlich), aber auch die enthaltenen Merkmale. Vielleicht sind mir topographische Merkmale wichtig. Personen, die bei der Kartenerstellung beteiligt waren, war das aber nicht wichtig genug, um es als Merkmal festzuhalten. Jedes Modell (und damit auch jede Karte) wurde zu einer bestimmten Zeit zu einem bestimmten Zweck angefertigt. Das eine historische Karte meine Bedürfnisse treffen könnte, ist eher unwahrscheinlich, den sie wurde aus einem bestimmten Grund in Auftrag gegeben. Hinzu kommt ein weiteres Problem: Die Karte zeigt einen Zustand, einen Zeitpunkt. Meine Daten eine Zeitspanne. Sollte die Karte für meine Anfangsdaten passen (in meinem Fall 1791), heißt es nicht, dass sie 1858 immer noch passend ist.

Wenn ich also zu dem Schluss komme, dass eine heutige (und somit ahistorische) Karte nicht infrage kommt, historische Karten meinen Bedürfnissen nicht entsprechen, könnte ich meine eigene Karte (und damit mein eigenes Modell) entwerfen. Doch wie erstelle ich eine solche Karte für meine Visualisierung?

Zurück zum Anfang

Ana Vallejo ist in diesen Fällen eine der besten Gesprächspartnerinnen, die ich kenne, da sie eine Expertin für Mulitmediales Erzählen ist. Sie hörte sich mein Problem an und half mir weiter:

Überlege nicht, wie du Informationen visualisieren möchtest, bevor du dir im Klaren bist, warum du eine Visualisierung brauchst.

Also, ein paar Schritte zurück. In meinem Fall ging es darum, Lebensstationen der Schriftstellerinnen aus unserem Projekt darzustellen, da ich es erstaunlich fand, wie mobil diese Frauen waren und wie sich ihre Wege kreuzten. Mir wurde im Gespräch klar, dass

  1. die Frage, welche Karte geeignet ist, vielleicht eher nebensächlich ist.
  2. eine datenorientierte Visualisierung mit mir bekannten Tools wie dem DARIAH-Geo-Browser nicht zielführend wäre, da mein Fokus eher auf dem Erzählen der (für mich) ungewöhnlichen Lebenswege der Frauen liegt.
  3. eine (über-) interaktive Karte den User von der Geschichte wegführt, die ich eigentlich erzählen will.

Fazit

Es wäre schön, wenn hier ein Ergebnis zu sehen wäre. Ist es aber noch nicht. Aber ich weiß, wie ich weiter vorgehen werde:

  • Ich beginne mit einer der Schriftstellerinnen und versuche nicht gleich, die Relationen untereinander darzustellen. Vielleicht eher den Fokus wählen, dass man aus der Sicht einer Person sich in der Welt bewegt, um die Wege zu verstehen. Später ergänze ich Wege der anderen Schriftstellerinnen. Ein Beispiel wäre dieses Projekt: https://publications.newberry.org/time-machine/.
  • Da ich mir Amalie Schoppe ausgesucht habe, weiß ich bereits, dass ich keine historische Karte verwenden kann. Sie wurde 1791 in Burg auf Fehmarn geboren und ist 1858 im Bundesstaat New York gestorben. Es gibt gar keine historische Karte, die dieses Leben abbilden kann. (Von einer Aneinanderreihung historischer Karten halte ich wenig, zumal die Strecke viel zu groß wäre.) Ich werde meine QGIS-Kenntnisse auffrischen und eine abstrakte Darstellung wählen.
  • Die Anwendung des Modellbegriffs für Karten hat für mich den Druck aus der Visualisierung herausgenommen.
  • nur mal schnell eben funktioniert nicht. Nie.

Ergänzung

Ein Poster von Beth Fischer (@scribeth) und Hannah Jacobs (@hannahljnc) auf der @DH2020_Ottawa hat mir hier geholfen, in einem Handbuch werden Tools fürs Geo-Visualisierung vorgestellt, sortiert nach der Intention (in meinem Fall narrativ)

Handbuch: https://handbook.pubpub.org

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